Übersicht: Zertifizierung im Projektmanagement - ein Vergleich

Was kann welche Projektmanagement-Zertifizierung?

Die Möglichkeiten eine Projektmanagement-Zertifizierung zu erlangen sind vielfältig. Die seit Jahrzehnten etablierten Projektmanagement-Vereinigungen IPMA® und PMI® stehen im „Wettbewerb“ mit beispielsweise Scrum.orgTM – um nur eine zu nennen. Dieser Überblick soll zur Transparenz am Zertifizierungsmarkt beitragen und als Entscheidungshilfe dienen.

Tobias Drugowitsch

Mit zunehmender Globalisierung und den vielerorts unterschiedlichen Auffassungen von Projektmanagement werden unternehmensübergreifende und international verbindliche Standards immer wichtiger. Ein solches „Prüfsiegel“, ausgestellt von einer neutralen Institution, bescheinigt Projektmanagerinnen und Projektmanagern nach anerkannten Standards zu arbeiten und über gesichertes Projektmanagement (PM)-Wissen und definierte Kompetenzen zu verfügen.

Warum überhaupt Zertifizierungen

Globalisierung, unterschiedliche Praktiken und Auffassungen behindern die Kommunikation. Eine „gemeinsame Sprache“ und ein einheitliches Verständnis minimieren hingegen Einarbeitungszeiten, reduzieren Reibungsverluste und unterstützen so eine effiziente und effektive Arbeit.

Die Vorteile für Unternehmen liegen also klar auf der Hand: Professionelles Projektmanagement ist die Basis für wirksamere Kommunikation, Kostenreduktion, Sicherung von Wettbewerbsvorteilen, Qualitätssteigerung, Etablierung unternehmensinterner Karrieremodelle, Vertrauen bei Kunden oder schlicht auch nur als Erfüllung von Ausschreibungsbedingungen.

Darüber hinaus – schließlich handelt es sich um Personenzertifizierungen – bieten sie Projektmanager:innen Wettbewerbsvorteile am Arbeitsmarkt, steigern den individuellen Marktwert und eröffnen neue Karrierechancen: für Selbständige, z. B. als Qualitätsnachweis und Vertriebsunterstützung, für Angestellte, z. B. in Gehaltsverhandlungen oder zur Ankurbelung der unternehmensinternen Karriere.

Lesen Sie hier warum Zertifizierungen im Bereich Projektmanagement als neutrale und international verbindliche Standards enorme Vorteile bringen!


In einzelnen Branchen werden Zertifizierungen großgeschrieben und bereits in Stellenausschreibungen konkret gefordert.


Welches Projektmanagement Zertifikat ist das „richtige“?

Welche Zertifizierung „die richtige“ ist, hängt von einer Reihe von Faktoren ab. Als erste Entscheidungshilfe dienen aus Projekt-, Unternehmens- und Individualsicht sicherlich folgende Überlegungen:

  • Die eigene Situation am Arbeitsplatz und/oder Arbeitsmarkt bedarf einer Evaluierung, welche Zertifizierung eine sinnvolle Ergänzung bietet bzw. welche Voraussetzungen ich im unternehmerischen Umfeld vorfinde, um diese Zertifizierung auch mit Mehrwert einbringen zu können.
  • In einzelnen Branchen werden Zertifizierungen großgeschrieben, indem bereits eine konkrete Zertifizierung in Stellenausschreibungen gefordert wird, in anderen hingegen werden sie noch als „Plus“ gesehen, nicht aber als Voraussetzung.
  • In manchen Fällen bestimmen schon Kunden bzw. Kernlieferanten, das Projektumfeld oder die internationale Ausrichtung des Unternehmens wohin der Weg führen soll. Jedenfalls sollte der der Zertifizierung zugrunde liegende Standard zum Unternehmen passen – nur so wird er auch künftig gelebt und akzeptiert werden können.
  • Nicht zuletzt unterscheiden sich die Zertifizierungen auch hinsichtlich ihrer Kosten, der Vorbereitungszeit und dem Aufwand. Gerade aber auch die Voraussetzungen, die die Kandidaten mitbringen müssen, sind für viele die letztlich ausschlaggebenden Kriterien, wie auch die grundsätzliche „Orientierung“ klassisch oder agil (vgl. Abb. 1).
PMCC Grafik klassische und agile Projektmanagement Zertifizierungen

Abb. 1 Individuelle Standortbestimmung für eine Projektmanagement Zertifizierung

„Klassische“ Projektmanagement Zertifizierungen

Die wichtigsten Projektmanagement Zertifizierungen, also die „Big Player“ am Markt, sind sicher immer noch:

Weltweit etabliert und international anerkannt, teilen sich diese beiden Standards (noch immer) den größten Teil des „Zertifizierungskuchens“.

Während das PMI® gemessen an den Absolutzahlen der Zertifizierungen international klar führend ist, haben vor allem in der D-A-CH-Region die IPMA® Zertifikate die Nase vorne: Knapp 44 % der rund 885.000  PMP® Zertifizierungen stammen aus Nordamerika, lediglich 9 % der Europäer entschieden sich für diesen Standard, während sich allein in Österreich und Deutschland rund 60.000 Personen für den IPMA®-Standard entschieden haben.

Keiner der beiden Standards weist Branchen- oder Projektspezifika auf. Während der IPMA®-Standard (noch immer) mehr als das PMI® den Soft Skills stärkeres Gewicht gibt, also den Fokus auf eine ganzheitliche und umfassende Qualifikation der Berufsgruppe legt, betont das PMI® die Vereinheitlichung der Terminologie und Prozesse sowie die agilen Methoden stärker. Dies zeigt sich nicht nur in den jeweiligen Basiswerken (Individual Competence Baseline, ICB 4.0 der IPMA® bzw. den PMI® Standardwerken A Guide to the Project Management Body of Knowledge (PMBOK® Guide) – Seventh Edition, Project Management Institute, Inc., 2021 und dem Agile Practice Guide), sondern auch bei den Zertifizierungs-Voraussetzungen, im Ablauf und in der konkreten Prüfungssituation (vgl. Abb.2).

Beide Standards weisen ein sog. Stufensystem auf: Von Zertifizierungen für Projekt-Einsteiger:innen, die Know-how aufbauen und ihre Zertifizierung als Karrieresprungbrett nutzen wollen bis hin zu Zertifizierungen für erfahrene Projekt-Profis, die Ihre Fähigkeiten und Erfahrungen mit einem international anerkannten Zertifikat belegen wollen und alles dazwischen ist alles dabei. Das Stufensystem ist dabei nicht zwingend einzuhalten, jedoch nutzen immer mehr Unternehmen dieses als Orientierung für ihre unternehmensinternen Projektmanagement-Karrierepfade bzw. koppeln diese direkt an eine Zertifizierung.

PMCC Grafik Klassische Projektmanagement Zertifizierungen

Abb. 2: „Klassische" Projektmanagement-Zertifizierungen im Vergleich

Agile Projektmanagement Zertifizierungen

Agile Arbeitstechniken und Methoden haben, ausgehend von der IT bzw. Softwareentwicklung, wo sie ihren Ursprung haben, nahezu in allen Branchen und Unternehmen an Bedeutung gewonnen. Wenig erstaunlich, dass sich neben den oben vorgestellten „Klassikern“ in den letzten Jahren auch im agilen Projektmanagement „neue“ Zertifizierungen etabliert haben. In unserer Gegenüberstellung der wesentlichsten Kriterien (vgl. Abb. 3) wollen wir uns daher widmen:

PMCC Grafik Agile Projektmanagement Zertifizierungen

Abb. 3: Agile Projektmanagement Zertifizierungen im Vergleich

Conclusio

Klassisch oder agil – reine Geschmackssache? Mitnichten, wie wir denken.

Die Welt ist „VUCA“, neue Vorgehensmodelle, neue Fähigkeiten, neue Arbeitsumgebungen, neue Projektmanagement-Kompetenzen sind gefordert. Agiles Projektmanagement wird nunmehr großflächig eingesetzt, und so haben sich manche „neue Modelle“ zu den bewährten Zertifizierungsstandards etabliert. Mit „klassischen“ Kompetenzen alleine gewinnt man keinen Blumentopf mehr – das zeigt allein, dass PMI® und IPMA® nachgezogen und agile Zertifizierungen entwickelt haben. Andererseits zeigt dies auch, dass das eine ohne das andere nicht kann und agile Zertifizierungen, wie sie sich heute am Markt darstellen, mehr Ergänzung als Alternative sind.


Agile Arbeitstechniken und Methoden haben nahezu in allen Branchen und Unternehmen an Bedeutung gewonnen.


Tipps zur richtigen Wahl Ihrer Projektmanagement Zertifizierung

  • Definieren Sie den Fokus, den Sie im Zertifizierungskontext für sich selbst und Ihren Alltag im beruflichen Umfeld sehen. Klassisches Projektmanagement, agile Methoden, Qualitätsmanagement, …
  • Überlegen Sie, welche Zertifikate Ihre Kolleg:innen bereits haben. Entweder eine gleiche Zertifizierung für die gemeinsame Sprache oder doch etwas anderes als Ergänzung bzw. für einen gesamtheitlichen Blick?
  • Jede Zertifizierung bedeutet Ausbildungs- und/oder Lernaufwand – nicht unterschätzen!
  • Unterstützung bei einschlägigen Fachorganisationen einholen!
  • Zertifizierungsvoraussetzungen überprüfen und daraufhin gezielt ausbilden – Ausbildungskooperationspartner helfen dabei!

Sie benötigen jetzt Unterstützung?

  • Sie wollen in Ihren Projekten die Qualität steigern und die Kosten reduzieren?
  • Sie wollen Reibungsverluste minimieren und die Kommunikation verbessern?
  • Sie wollen Ihre Projekte effizienter und professioneller abwickeln?
  • Sie wollen ein Karrieremodell für Ihr Projektpersonal einführen oder erweitern?
  • Sie wollen Ihrer eigenen Karriere einen Boost verleihen?
  • Sie möchten die für Sie oder Ihr Unternehmen passende Zertifizierung herausfinden?

 

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Quellen
Anca Costache, PMI® and Chapters: Inventing the Professional Association of the Future, Wien, 12.02.2019 (PMP®-Verbreitung: 44% Nordamerika, 34% Region Asien-Pazifik, 16% EMEA und 6% Lateinamerika, PMP®s in Österreich: 1.100, Stand 2018)
https://www.gpm-ipma.de/startseite.html, https://www.pma.at/de/zertifizierung/zertifizierte-projektmanager-innen, abgerufen 28.03.2019 (rund 52.000 Zertifizierte in Deutschland, rund 10.000 Zertifizierte in Österreich)

A Guide to the Project Management Body of Knowledge, (PMBOK® Guide) – Seventh Edition, Project Management Institute, Inc., 2021, PMI, CAPM, PMP, PMI-ACP, PMBOK sind registrierte Warenzeichen des Project Management Institute, Inc.

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